Gudrun Hanisch

Textilgestaltung und Grafik

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Gudrun Hanisch

Das Sammeln von besonderen Gegenständen, von kuriosen Formen in der Natur, von gefalteten Formen und insbesondere von Steinen steht am Anfang. Faltungen und Steine haben für mich etwas gemeinsam: sie fangen Zeit und Raum ein.

Erlebnisse der Lebenswanderung sind zwischen den Falten eingefangen und verdichtet. Es ist keine Chronologie ablesbar, aber manche Sequenzen verbinden sich zu Bildfindungen, die mich immer wieder auf`s Neue überraschen. In den Steinen sind diese Sequenzen Teile unserer Erdgeschichte, verdichtet zu Linien und Formen und Farben. Sie sind Zeichen geworden. Zeichen, an denen ich gedanklich zurückwandern kann. Ich versuche mir Bewegungen von Stattgefundenem vorzustellen. Die Steinzeichen können auch zu Kopfzeichen werden. In den Köpfen wird Erinnerung verdichtet und verformt, Gedankenschichten überlagern sich oder Teile geraten in Vergessenheit.

Die Strukturverdichtungen in den Collagen lassen sich als Momente von Bewegungen lesen, analog zu Schwarmbewegungen. Ich setze ein Element zum anderen und langsam wächst ein unbekanntes aber gleichzeitig auch vertrautes Bild heran. Manchmal lässt es sich sofort betiteln, manchmal gibt es mir Rätsel auf. In die Arbeit mit den Faltungen eingeschlossen sind auch Phasen der Zerstörung. Lange Zeit habe ich mich mit der Konstruktion von gefalteten Würfelobjekten auseinandergesetzt. Plötzlich taucht das Verlangen auf, das aufgebaute Gebilde zu zerstören. Also folgt eine Untersuchung, wie die Objekte durch Druckeinwirkung zu deformieren sind. Die spannendsten Formationen werden fotografiert und sind der Beginn einer Serie von Fotomontagen und einer Serie Monotypie.

Mich reizen verschiedene textile Techniken ebenso wie grafische Mittel, um meinen Gedanken und Befindlichkeiten Ausdruck zu verleihen. Weil die Techniken auch ein Erkunden und Ausloten der Möglichkeiten sind, stehen als Resultat immer Serien. Die Ergebnisse sind unvollkommen, weil das Ausloten an meine Neugier und Konzentration gebunden ist. Ich wechsle von einer Technik in eine andere und das gleiche Spiel beginnt von vorn, so dass auch hier eins zum anderen kommt. Im Lauf der Zeit finden Rückgriffe statt, oder auch Querverbindungen, Fehlgriffe eingeschlossen, und manches bleibt als Eintagsfliege stehen.

Hannover, 05. Februar 2017