Gudrun Hanisch

Den Namen „Schwarzwild” habe ich einer Reihe kleiner schwarzer Figurationen aus schwarzem Polyester gegeben. Ein Spiel mit Feuer und Zufall führte zu diesen Gebilden, die nur schwer in den Griff zu bekommen waren. Eine zeitlich begrenzte physische Ortsgebundenheit zwang mich, meinen Arbeitsradius auf Tischgröße zu begrenzen. Kerze, Pinzette, Nadel und Stoffreste aus Polyester waren genug, um eigenwillige Verformungen entstehen zu lassen. Jede Figur ist einzigartig und verleitet zum Geschichtenerfinden. Geschichten, die wie auf einer kleinen Bühne spielen, oder wie die Sammlung eines Entomologen anmuten. Durch Kombination mit Zeichnung, Seide oder Federn habe ich die Gebilde aus ihrer Anonymität erlöst. Die Figuren posieren in Papierkisten, die mit Organza ausgelegt sind. Schon im Entstehen konnte ich vor mich hin schmunzeln über die Skurrilität und die Situationskomik, die mit jeder Figur lebendiger wurde.

„Paardinge” heißt die Schwarzwild-Serie, in der zwischen den Figuren etwas Unausgesprochenes schwebt, fixiert in Collage, Figuration und Zeichnung. Eine zweite Serie trägt den Namen „Zweisamkeiten”, die Figuren dieser Serie habe ich in Beziehungskisten festgehalten. Und eine dritte Serie: „Einzelfiguren”, die als Drachentöter, Pascha, Stelzer oder Mr. Katz daherkommen. Ein Schelm, der menschliches Verhalten darin entdeckt!

Hannover, 2013