Gudrun Hanisch

Textilgestaltung und Grafik

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Barbara Resch, Kunsthistorikerin, Leiterin des Kulturamtes Greifswald

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gudrun Hanisch, es ist mir eine große Freude, hier als Greifswalderin sprechen zu dürfen, denn Greifswald und Wolgast verbindet eine gemeinsame künstlerische Tradition - die der norddeutschen Romantik mit Philipp Otto Runge aus dieser Stadt und Caspar David Friedrich in Greifswald, um nur auf diese einzugehen. Es sei am Rande vermerkt, dass am 230. Geburtstag am 05.09. das Friedrich-Zentrum nahe des Greifswalder Doms eingeweiht wird. Aber wir sind hier in der mächtigen St.-Petri-Kirche in Wolgast zu Gast, die mit der Ausstellung der Werke von Gudrun Hanisch auch im Wolgaster Museum beweist, dass hier das künstlerische Erbe der Region Vorpommern fortgeführt wird, wofür auch Frau Roggow als Leiterin des Museums alle Initiative ergreift. (...)

Ich glaube, dass diese Ausstellung mit den Werken von den 80er Jahren bis heute im hohen Maß die künstlerische Produktivität erschließt. Ohne Ideen, Gestaltungskraft und Erprobung von Variationen wären diese Aufgaben nicht zu lösen - gerade dies sehe ich in der Ausstellung vor uns ausgebreitet. Betrachten Sie die Konkurrenz des durchsichtigen Materials und der Flächen- und Bildgestaltung in den großen Bahnen, die im Chor aufgehängt sind und sich mit den mächtigen Pfeilern eher im Gespräch zu befinden scheinen - sie können miteinander agieren, ihre Wirkung gegenseitig verstärken - das ist nur möglich, wenn das Gesamtwerk und seine einzelnen Teile einen eigenen stabilen Charakter aufweisen können. (...)

Die Fülle der einzelnen wie atomisiert scheinenden Teile fügen sich aber dennoch zu einer offensichtlichen Harmonie - das halte ich für die tröstliche Botschaft dieser Werke. Gudrun Hanisch spricht vom „Schwingen vieler Teilchen wie ein Fischschwarm, von unsichtbarer Hand bewegt und nicht-begreifbaren Gesetzen folgend“. Auf solche Art von Gesetzen sollte man sich einlassen: Sie machen darauf aufmerksam, dass stückweise und Schritt für Schritt und nicht „global“ und allumfassend von vornherein ein harmonisches Ganzes entsteht. Dafür danke ich Gudrun Hanisch. Und ich danke allen, die gerade hier den Mut hatten, auf hohen Leitern in noch höheren Kirchenschiffen diese Ausstellung für uns vorzubereiten.

Wolgast, 31. Juli 2004