Gudrun Hanisch

Textilgestaltung und Grafik

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Adelheid Heinemann †, Kunst- und Kulturberaterin, Hannover

(...) Wir erhalten Einblick in einen Teil der Welt von Gudrun Hanisch, Professorin für Textilgestaltung an der Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg der WHZ. Das bedeutet Weitergabe ihrer künstlerischen Weltsicht, ihrer umfassenden Erfahrungen an junge Menschen. Anregung, Austausch, Verantwortung und damit verbundenes Engagement und Verschleiß und immer wieder Auftanken des Potentials durch die eigene schöpferische Arbeit. (...)

Leichtigkeit, offene Gestaltung, neue Techniken, ständiges Experiment - Ausloten der Möglichkeiten. Der Umgang mit Kontrasten: kühl distanziert - warm anziehend, leicht beweglich - fast statuarisch, stille Meditation - heiteres Spiel, Windhauch - feste Form, weicher Schwung - feste Linie. Immer neue Materialien erhalten neuen Wert, lassen ihren Ursprung vergessen, Rüstzeug zu allem das Zeichnen, das Studium der Natur, aquarellieren, fotografieren, Holz- und Linolschnitte. Dazu Reisen, die Auseinandersetzung mit der Literatur und anderen Künsten. Bewegung im Sinne von Veränderung, das bedeutet auch zerstörerische Kraft, die Neues schafft, und Offenheit, ein offener Blick für die Spuren der Zeit, des Lebens in der Natur. Der von der Zeit beschliffene Stein, Schichten, Brüche - Formationen des Gewachsenen und ihre natürliche Stimmigkeit, ihre Harmonie. Aber nirgendwo finden wir eine Wiederholung des in der Natur Vorhandenen. Die Welle, der Weg, der Kopf sind Bezeichnungen, die leicht den Blick für den Reiz der freien Gestaltung verdecken können. Es geht doch um das spannungsvolle Miteinander von Form und Farbe, die Schaffung von Räumen und Bewegung in der Fläche, um Kompositionen. Streifen aus Seide, ein Netz, das trägt, auffängt und fliegt. Zart und fest, immer offen zu weiterem Experiment. Archaisch der Filz. Kein Wunder, dass diese Arbeiten an Felsmalerei erinnern. Hier schaffen Seidenstreifen farbigen Kontrast und optische Festigkeit.

Greifen wir das Handwerk noch einmal von einer positiven Seite auf. Das schöpferische Tun der Hände, der Wille, etwas in der Hand zu halten, vielleicht burlesk zu verfremden im spielerischen Umgang. Um mit Friedrich Schiller zu sprechen: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

Magdeburg, 10. Oktober 2002